23. – 25. März 2023, Universität Hohenheim (hybrid)
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Wer MACHT unser Essen?
Macht und Ohnmacht von Akteuren im Agrar- und Ernährungssystem
In der derzeitigen Debatte über Transformationen hin zu nachhaltigen und gerechten Agrar- und Ernährungssystemen liegt der Fokus meist auf den vielfältigen lokalen Ansätzen (z.B. Alternative Food Networks), die mit alternativen Anbau- und Vertriebswegen einen Gegenentwurf zum konventionellen Ernährungssystem aufbauen möchten. Diese Initiativen sprechen zwar viele Menschen an, verbleiben jedoch oft in räumlichen und sozioökonomischen Nischen. Deutlich weniger wird der Blick auf das ‚Große Ganze‘ – den Aufbau, die Funktionsweise und die strukturellen Herausforderungen des konventionellen Agrar- und Ernährungssystems gelegt. So ist unser konkretes Wissen beispielsweise über die ‚big players‘ des aktuellen Agrifood-Systems (z.B. Agroinvestoren, Agrarunternehmen, transnationale Agrarhandelskonzerne, Ernährungsindustrie, Einzelhandelsketten, Zertifizierungsagenturen, Lobbygruppen) erstaunlich gering. Ebenso wird selten über die historischen bzw. postkolonialen, sozioökonomischen und politischen Ursachen von Ungleichheiten in Bezug auf Machtverhältnisse im globalen Agrar- und Ernährungssystem geforscht und nach Empowerment-Perspektiven gefragt.
Auf dieser Tagung möchten wir daher die wirtschaftlichen, institutionellen und zivilgesellschaftlichen Akteure und deren vielfältige Machtbeziehungen untereinander in globalen und regionalen Agrar- und Ernährungssystemen in den Mittelpunkt stellen. Dabei möchten wir den Ursachen für Ungleichheiten in Bezug auf Macht, Ressourcen und die Arbeits- und Rollenverteilung entlang der Wertschöpfungskette – von der Saatgutherstellung, Produktion, Vermarktung bis hin zu Food Waste – auf den Grund gehen. Willkommen sind daher Beiträge, die beispielsweise folgende Fragen berücksichtigen:
- Welche Akteure profitieren auf welche Weise vom aktuellen Agrar- und Ernährungssystem? Worin liegen historische bzw. postkoloniale Ursachen dafür?
- Wie beeinflussen bestimmte Akteure das Agrar- und Ernährungssystem? Was sind ihre Strategien zur Machtaneignung und -ausweitung?
- Welche Ansätze und Konzepte, z.B. der Politischen Ökonomie, Politischen Ökologie, GVC (Global Value Chains), GPN (Global Production Networks), Intersektionalität, tragen zur Analyse von Machtbeziehungen im Agrar-und Ernährungssystem bei? Welche methodischen Zugänge gibt es?
- Wie lassen sich Veränderungen von Machtpositionen und damit verbundene räumliche Konsequenzen erforschen? Welche Faktoren tragen zu einer Verschiebung von Machtgefügen zwischen unterschiedlichen Akteuren bzw. Akteursgruppen bei? Unter welchen Umständen, warum und mit welchen Konsequenzen übernehmen bestimmte Akteure die Strukturen und/oder Handlungsweisen anderer Akteure im System (z.B. Vermarktung von Fairtrade-Produkten durch Supermarktketten)?
- Welche politischen und zivilgesellschaftlichen Ansätze können aus normativer Sicht zu Verbesserungen der ungleichen Machtverhältnisse im Agrar- und Ernährungssystem beitragen? Worin bestehen Empowerment-Perspektiven, um die Position von (z.B. kleinbäuerlichen) Akteuren zu stärken?
Die Tagung findet vom 23. bis 25. März 2023 an der Universität Hohenheim bei Stuttgart in hybrider Form statt.
Wir freuen uns auf die Einreichung von Abstracts (ca. 200 Wörter, gern auch in englischer Sprache) an Anika Trebbin (anika.trebbin@thuenen.de) bis zum 30. November 2022. Wir planen, einen Sammelband aus den Beiträgen zu veröffentlichen.
Birgit Hoinle, Doris Schmied, Anika Trebbin, Amelie Bernzen und Franziska Czernik
AK Agri-Food Geographies: https://ak-agrifoodgeos.org