Erstes Jahrestreffen des AK Agri-Food Geographies

Erstes Jahrestreffen des AK Agri-Food Geographies

Erstes Jahrestreffen des AK Agri-Food Geographies

21.-22. April 2022 in Vechta (hybrid)

Nach einigen digitalen Vorgesprächen, z.B. auch im Rahmen der #GeoWoche 2021, hat sich der Arbeitskreis „Agri-Food Geographies“ (in der DGfG) im Rahmen seiner ersten Jahrestagung vom 21.-22. April 2022 in Vechta offiziell gegründet. Über 40 Personen nahmen an dem Treffen teil, davon 15 in Präsenz vor Ort. In das neue Sprecher*innenteam wurden Amelie Bernzen (Vechta), Anika Trebbin (Thünen, Braunschweig), Birgit Hoinle (Hohenheim), Doris Schmied (Bayreuth) und Franziska Czernik (Vechta) gewählt. Über 80 Personen haben sich bereits für den Mailverteiler des AKs angemeldet.

Foto: Connor Hoffmann
Gruppenfoto Gründungstreffen 2022 in Vechta
Foto: Connor Hoffmann

Das übergeordnete Ziel des AK soll es sein, ein Netzwerk von und für Wissenschaftlerinnen innerhalb der Geographie und verwandten Disziplinen, Studentinnen und Praktiker*innen, die an den vielseitigen Facetten von Agrar- und Ernährungssystemen auf verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen interessiert sind, aufzubauen und zu fördern. Vielfältige Aktivitäten (einschließlich einer jährlichen Konferenz) sollen eine kritische multiperspektivische Beschäftigung mit den verschiedenen food-relevanten Themenfeldern ermöglichen und zum Entstehen von (interdisziplinären) Forschungskooperation in Deutschland und darüber hinaus beitragen. Auf unserer ersten Jahrestagung wurde in insgesamt neun Fachvorträgen bereits die Vielfalt, Relevanz und Aktualität der Themen, die Breite konzeptioneller Ansatzpunkte und räumlicher Betrachtungsebenen deutlich, die von den Mitgliedern des AKs untersucht werden.

Die ersten zwei Vorträge stellten die Bedeutung (geo-)politischer Entwicklungen und Rahmenbedingungen für Agri-food-Systeme in den Vordergrund. Gideon Tups (Köln) argumentierte in seinem Vortrag „Eating Fossil Fuels? Scrutinizing the fossil-fuel dependent food system under emergent geopolitics“, dass geopolitische Spannungen das kontemporäre Ernährungssystem gefährdeten und die Abhängigkeiten des Systems von fossilen Rohstoffen daher in aktueller und künftiger Forschung näher betrachtet werden müssen. Anschließend präsentierten Christina Plank und Michaela Pixová (Boku Wien) Ergebnisse ihrer empirischen Studie zu „The role of ‘alternatives’ in the Czech corporate food regime: between incorporation and counterhegemonic struggles“ und wiesen auf die besondere Rolle des post-sozialistischen Kontexts hin.

Der dritte und vierte Vortrag beleuchteten die umweltbezogenen Auswirkungen des Agrar- und Ernährungssystems. Anika Trebbin und Ronja Herzberg vom Thünen-Institut in Braunschweig stellten in ihrem Vortrag zu „Food loss and waste in a European upstream supply chain through retailer product specifications and practices – results of a survey and potential for action” eine aktuelle Studie zur Quantifizierung von Lebensmittelverlusten in der frühen Wertschöpfungskette eines Lebensmitteleinzelhändlers vor und betonten damit die Bedeutung des Aspekts der Entsorgung von Lebensmitteln in der Beschäftigung mit Ernährungssystemen. Julio G. Fournier Gabela, ebenfalls vom Thünen-Institut, stellte danach eine Studie zu „Potential carbon leakage risk: A cross-sector cross-country assessment in the OECD area“ vor, die er gemeinsam mit Florian Freund (Thünen) bearbeitet und welche unter anderem zu dem Schluss kommt, dass das Risiko der Verlagerung von CO2-Emissionen aus der EU in Drittstaaten auch im Agrarsektor erheblich ist.

Weitere Vorträge legten den Fokus auf die Frage nach Gerechtigkeit und Machtbeziehungen in Agrar- und Ernährungssystemen. Alena Birnbaum (Kassel) und Petra Lütke (Münster) stellten unter dem Titel “Food and Governmentality in the Green City – Transformation of the Food System by German Food Councils” ihre aktuelle Forschung zu Ernährungsräten vor. Birgit Hoinle (Hohenheim) and Meike Brückner (HU Berlin) widmeten sich in ihrem Vortrag zu „Coloniality of Food and Movements for Food Sovereignty in Kenya and Colombia” dem innerhalb der “agri-food geographies“ ebenfalls wichtigen Aspekt der Kolonialität und möglichen Dekolonialisierung von Ernährungssystemen.

Das hochaktuelle Thema regionaler Lebensmittel bzw. die Rolle von Regionalität in Agrar- und Ernährungssystemen stand in den letzten drei Vorträgen mit Mittelpunkt. Carola Wilhelm und Tobias Chilla (Erlangen-Nürnberg) betrachteten anhand der Fallbeispiele Bier und Karpfen in der Metropolregion Nürnberg „Regionalprodukte und die ökonomische Bedeutung von Nähe“. Silvia Wiegel (Bayreuth) referierte aus einer soziologischen Perspektive zu „The social meaning of the regionalisation of food in rural citizens’ shops in Germany “ und Ulrich Jürgens (Kiel) berichtete von einer Studie zu “Local food supply chains – Entwicklungen und Erfahrungen aus Sicht von Urproduzenten und Einzelhandel“ unter besonderer Berücksichtigung von food waste.

Das nächste Jahrestreffen wird voraussichtlich im April 2023 in Hohenheim stattfinden.

Ein weiterer Hinweis für Personen, die sich für den neuen Arbeitskreis interessieren: Amelie Bernzen war zu Gast beim wirtschaftsgeographischen Podcast SpaceEconomics der Universität Jena (https://mehrblogs.uni-jena.de/spaceconomics/). In der kommenden Folge zum Thema Arbeitskreise innerhalb der Geographie berichtet sie über die Entwicklung und Ziele des AK Agri-Food Geographies.

Kontaktieren Sie uns gern, wenn Sie in den Email-Verteiler des AKs aufgenommen werden möchten. Unsere Webpräsenz befindet sich noch im Aufbau.

Amelie Bernzen (amelie.bernzen@uni-vechta.de ), Judith Bopp (judith.bopp@uni-vechta.de), Franziska Czernik (franziska.czernik@uni-vechta.de), Anika Trebbin (anika.trebbin@thuenen.de), Birgit Hoinle (birgit.hoinle@uni-hohenheim.de), Doris Schmied (doris.schmied@uni-bayreuth.de).